Letztes Mal habe ich mit den zu testenden Fähigkeiten zum Hörverstehen begonnen. Gehen wir jetzt zum Sprechen:
– Themenbereiche: Über welche Themen kann der Lerner reden? Welche Lebensbereiche sind außerhalb seines / ihres Könnens? Wie tiefgehend kann er / sie über ein gegebenes Thema reden? Teste dies alles mit Fragen über viele verschiedene Themen, wobei diese langsam schwieriger werden sollten.
– Präzision: Nutzt der Lerner die richtigen Wörter zum richtigen Zeitpunkt? Wählt er / sie Phrasen, Redewendungen und technische Begriffe, die zum Kontext passen, oder sind sie manchmal ein bisschen ungenau, verwirrend, unnatürlich oder unklar? Für jeden Lerner ist dies abhängig vom jeweiligen Thema.
– Diskurs: Wie lang ist die Rede des Lerners zum gegebenen Thema? Kann er / sie nur in isolierten Wörtern reden oder doch in Sätzen, Absätzen oder sogar mit „Argumenten“? Kann er / sie logische Verknüpfungen und Konnektoren (z.B. „so“, „deshalb“, „sowieso“) effektiv verwenden? Ist seine / ihre Rede nicht nur auf der Satzebene klar sondern auch auf Textebene?
– Korrektheit: Welche grammatischen Fehler macht der Lerner regelmäßig? Kann er / sie Verben korrekt konjugieren und Sätze in der richtigen Reihenfolge erstellen? Kongruieren Nomen und Adjektive? Diese Fehler, auch wenn sie ablenken, sind nicht so wichtig wie andere Faktoren.
– Redefluss: Wie schnell und flüssig spricht der Lerner? Sucht er / sie viel nach Worten? Dies kann auch die Fähigkeit beinhalten, komplexe Wortstrukturen ohne Stottern oder Stoppen zu bilden (wie die, welche ich unter „Komplexe Strukturen“ genannt habe).
– Soziolinguistische Faktoren: Kann der Lerner auf kulturelle Hintergründe verweisen? Kann er / sie eine Rede in einer natürlichen, verständlichen Art halten? Verwendet er / sie normale non-verbale Gesten? Ist die Intonation hilfreich oder irritierend?
– Klarheit: Dies ist eine neue Fähigkeit, die ich wohl zu meiner Liste hinzufügen werden. Sie nimmt Bezug auf „Präzision“ und „Diskurs“, scheint sich aber gut als eine einzelne Fähigkeit abzugrenzen. Wie verständlich ist die Rede des Lerners zu einem gegebenen Thema? Wie gut kann er / sie das richtige Vokabular zur richtigen Zeit verwenden, um gut verstanden zu werden? Wie häufig muss er / sie wiederholen, was gesagt wurde?
Und schlussendlich die Gesprächskompetenz:
– Non-verbal: Kann der Lerner normale non-verbale Gesten verwenden und verstehen? Sind sie eine Hilfe oder eine Hürde im Gespräch?
– Feedback: Kann der Lerner das Gespräch mit angemessenem Feedback im Gang halten? Kann er / sie kurze Wörter und Phrasen (wenn angemessen) einwerfen, um zu zeigen, dass er / sie das Gesagte versteht? Gibt es lange Pausen in der Konversation? Läuft die Konversation natürlich und in einer Weise ab, die auch für Muttersprachler normal wäre?
– Bedeutungsvermittlung: Kann der Sprecher neue Bedeutungen mit Fragen und Feedback erschließen? Ist er / sie fähig und willens, die Bedeutung neuer Wörter und Phrasen ohne Wörterbuch herauszufinden? Kann er / sie etwas nochmals erklären, was er / sie gesagt hat und was nicht verstanden wurde?
Somit haben wir es jetzt: 16 verschiedene Fähigkeiten in drei größeren Kategorien, die wir anwenden können, um jemanden zu testen. Andere Listen mögen Dinge anders einteilen, aber hoffentlich gibt dir diese hier eine Idee davon, nach was du gucken kannst, wenn du in einer neuen Sprachen weiter kommen möchtest.
Nächstes Mal werden wir uns ansehen, wie wir unsere Sprachkompetenz testen und einordnen können.