Man kann den ganzen Tag lang über Methoden der Sprachlehre sprechen und darüber, wie man am besten an einer Sprache und Kultur teilhaben kann. Dies sind natürlich Faktoren, die gut überlegt sein wollen – die Art und Weise, wie man eine Sprache lernt, ist ausschlaggebend für den Erfolg, den man dabei erzielt. Der wichtigste Faktor für jeden Sprachlerner ist jedoch etwas, das nichts mit Methodik oder Technik zu tun hat. Es ist vielmehr etwas, das einem niemand von außen vermitteln kann: Motivation.
Wenn man motiviert ist, eine Sprache zu lernen, dann hat man voraussichtlich auch Erfolg. Dieser kann dauern und nur schrittweise eintreten, aber wenn man wirklich etwas lernen will, wird man es auch erreichen.
Anders herum: auch wenn man eine der effektivsten Sprachlehrmethoden nutzt und in einer förderlichen Umgebung ist, wird man wahrscheinlich nicht weit kommen, wenn einem die Motivation fehlt. Nichts ist wichtiger als wie sehr man eine Sprache wirklich lernen will.
Motivation ist aber mehr als nur der Wunsch, ein Ziel zu erreichen. Darin ist auch enthalten, welche Anstrengungen man unternimmt, um das Ziel zu erreichen. Wir würden zum Beispiel alle gerne Konzertpianisten werden.
Warum können also nicht alle von uns schwierige Konzerte spielen?
]Nichts ist wichtiger als die Frage: „Wie sehr will ich man die Sprache wirklich lernen?
Weil die Entwicklung dieser Fähigkeiten einen hohen Grad an Anstrengung über eine lange Zeit hinweg erfordert. Motivation ist also der Grad an Sehnsucht, ein Ziel zu erreichen, in Abwägung gegenüber dem Grad an Anstrengung, die man braucht, um dieses Ziel zu erreichen.
Wenn man etwas wirklich will, macht es einem nichts aus, sich dafür anzustrengen. Schwierigkeiten können einen nur noch mehr motivieren. Aber wenn einem das Ziel egal ist – wenn also der Motivationsgrad ziemlich niedrig ist –, wird man nicht viel Anstrengung investieren wollen.
Wenn dir 10.000 Dollar geboten werden, wenn du 1.500 Meter läufst, nimmst du diese Gelegenheit vermutlich wahr. Aber wenn dir 10 Dollar geboten werden, um einen Marathon zu laufen, denkst du vermutlich zweimal nach, bevor du eventuell zustimmst. Je mehr also die Vorteile, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, die Kosten überwiegen, desto größer ist unsere Motivation.
Wenn das zutrifft, dann müssen wir sowohl für unsere eigene Motivation beim Sprachenlernen als auch um andere dabei zu ermutigen berücksichtigen, wie weit wir kommen wollen und wie (objektiv oder subjektiv) schwierig es sein wird.
Es gibt nur wenige Leute, die in eine neue Sprache eintauchen und trotzdem nicht einmal die überlebenswichtigen Sätze in Bezug auf Einkaufen, Gesundheit, Sicherheit und Verkehrsmittel lernen. Man kann in einer einsprachigen Umgebung einfach nicht ohne diese Dinge leben, deswegen lernt sie buchstäblich jeder. Darüber hinaus variiert das Niveau, das Sprachlerner erreichen, aber sehr stark, was im Wesentlichen auf der Motivation beruht.
Manche Leute wollen einfach nur irgendwie zurechtkommen und lernen daher nur das Nötigste. Andere wollen höflich und angenehm wirken, wollen aber nicht wirklich andere Menschen kennenlernen. Noch andere wollen tiefergehende Beziehungen und Freundschaften mit Menschen aus dem Sprach- und Kulturkreis aufbauen. Es gibt diejenigen, die in der neuen Sprache beruflich tätig sein und auf einem hohen Niveau über technische Dinge sprechen wollen. Anders ausgedrückt: Man kommt also nur so weit, wie man es wirklich will.
Die eigenen Ziele in Bezug auf Funktionalität in einer neuen Sprache und auf Integration in diese Sprache bestimmen demnach im Wesentlichen die Motivation und entsprechend den Lernfortschritt. Außerdem trägt die subjektive Wahrnehmung der Schwierigkeit dazu bei, wie motiviert man ist. Wenn man denkt, dass es ein Kinderspiel ist, Spanisch zu lernen und dann auch die nötige Arbeit hineinsteckt, wird man wahrscheinlich weit kommen.
Aber wenn man denkt, Türkisch sei fast unmöglich zu lernen und einem außerdem fünf Leute genau dies erzählt haben, hat man bei den ersten Schwierigkeiten eher wenig Durchhaltevermögen. Man braucht also eine realistische und zugleich optimistische (wenn dies überhaupt möglich ist) Haltung. Ich denke, man sollte das Sprachlernen als Plackerei betrachten: langwierig und schwer und mühsam. Trotzdem sollte man sich bewusst machen, dass man bei jeder Sprache vorankommt, wenn man am Ball bleibt und am Alltag teilnimmt. Es ist langwierig und schwer, aber je weiter man vorankommt, desto mehr wird man dafür belohnt.
Man muss also gut über die eigenen Ziele nachdenken: nicht primär über die Sprachkenntnisse, sondern darüber, wie man in dieser Sprache kommunizieren will. Dann muss man nur noch fest daran glauben, dass Fortschritte immer möglich sind, auch wenn man feststellt, dass es lange dauert.