Er war sehr nett aber der schlechteste Lehrer, den ich je hatte. Er hatte viel zu sagen, konnte aber nicht unterrichten.
Seine Hauptmotivation war seine Religion und nicht die Sprache. Aber dafür waren wir nicht da. Und er wurde schnell ärgerlich, wenn Leute ihm nicht zustimmten und eindeutig ihr Desinteresse an dem zeigten, was ihm wichtig war.
Wie kann man mit solchen Lehrern klar kommen? Du willst lernen, du bist motiviert, du willst vorankommen. Aber der Lehrer hilft nicht:
- Er ist nicht motiviert oder
- Er wird schlecht bezahlt oder
- Er mag eine Methode, die nicht die deine ist oder
- Er ist irgendwie seltsam und du kommst nicht wirklich klar mit ihm oder
was auch immer der Grund ist, dass du Schwierigkeiten hast, bei ihm was zu lernen.
Hier sind fünf Tipps, wie du trotzdem lernen kannst und was aus der Situation gewinnst:
1. Versuch ihn zu überzeugen, anders und besser zu unterrichten
Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren, aber du kannst es versuchen. Du kannst andere Lehrmethoden vorschlagen. Ich habe das mehrere Male in meinem Leben erfolglos versucht. Aber es war den Versuch wert. Du kannst neuere Methoden vorschlagen, eine andere Art Grammatik zu erklären, andere Wege Vokabeln einzuführen. Guck, was deine früheren Lehrer gemacht haben und schlage es vor.
Sei höflich und nett! Beleidige den Lehrer nicht! Wenn du dich in einer fremden Kultur aufhältst, musst du noch vorsichtiger sein. Es ist dann sehr einfach, für einen Lehrer sich beleidigt zu fühlen. In vielen Kulturen ist der Lehrer eine Autoritätsperson und dein Vorschlag verletzt diese.
Aber du kannst es versuchen!
2. Ändere deine eigene Haltung
Versuche positives in ihm (oder ihr) zu finden. Versuche die guten und hilfreichen Aspekte seiner Lehre zu finden. Frage dich: Was ist gut? Was ist vielleicht sogar richtig klasse? Wo kannst du gut folgen? Konzentriere dich auf diese Dinge und ignoriere die anderen.
Das mag nicht bei jedem klappen. Ich kann mich z.B. über manche Dinge, die ich nicht mag, so aufregen, dass ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren kann. Aber diese Reaktion ist zuweilen unfair. Der Lehrer ist vielleicht auf vielen Gebieten gut, während du bei anderen einfach anders bist und Schwierigkeiten hast. Versuche damit umzugehen!
Du kannst deine Klassenkameraden fragen, wie sie damit klar kommen. Gehen sie anders mit der Situation um? Haben sie Ideen? Könnt ihr in Gruppen arbeiten, um euch zu verbessern, zu motivieren, einander zu helfen? Manchmal hat man nur zwei Möglichkeiten: Man lernt die Sprache unter diesen Bedingungen oder man lernt sie gar nicht. Und die zweite Option ist nicht gut.
3. Mache dir Kulturunterschiede klar und verhalte dich dementsprechend
Der besagte Lehrer war Opfer eines Bürgerkrieges. Er hatte ein ziemlich hartes Leben und er hatte es geschafft, da raus zu kommen. Und er wollte darüber reden, aber wegen seiner Biographie hatte er Probleme mit einem anderen Land.
Aber einige Mitstudenten waren in eben diesem Land gewesen und konnten die Sprache (zumindest ein bisschen), die relativ ähnlich ist zu der, die wir lernen wollten. Natürlich hilft das, vieles schneller zu verstehen: ähnliche Wörter, ähnliche Grammatik, ähnliche Aussprache – aber völlig andere Mentalität. In Europa haben wir diese Situation bei Kroaten und Serben und ein bisschen bei Niederländern und Deutschen.
Diese Unterschiede lassen dich die Situation einfacher verstehen und der Lehrer wird sympathischer. Wir hatten weiterhin unsere Probleme, aber wir haben ihn besser verstanden.
Trotzdem habe ich bald aufgegeben. Auch dieser Punkt hilft nicht immer.
4. Werde dem Lehrer ein Freund
Sei ein Freund und verstehe. Manchmal verändert das alles. Ich versuchte mit besagtem Lehrer eine Freundschaft aufzubauen, was aber nicht funktionierte (aus anderen Gründen). Aber häufig hilft eine tiefere Beziehung, wenn man stärker in die Welt einer Person eintaucht.
Kulturelle Unterschiede sind wichtig. Aber Leute sind noch wichtiger. In jeder Kultur wirst du Leute finden, die anders sind als ihre Kultur – sie widersprechen ihr: Der unorganisierte Deutsche, der unspontane Italiener, der schüchterne Franzose, der vor Frauen Angst hat, der faule Japaner und so weiter. Und dann gibt es so viele Menschen, die eigentlich ein Mix aus vielen Kulturen darstellen.
Ein anderer Punkt ist die Bezahlung: Wie viel verdient dein Lehrer? Ist es genug zum Leben oder braucht er noch einen anderen Job? Wenn dein Lehrer nur den Mindestlohn im Land verdient, dann kann er sich die Photokopien nicht leisten, die du von ihm möchtest. Und er kann das Geld auch nicht im Vorhinein auslegen, selbst wenn du es ihm später wieder gibst. So mancher Student erstattet ihm die Kosten vielleicht nicht und dann ist er pleite und kann seinen Kinder nichts zu essen kaufen. Deshalb musst du da helfen, wenn du kannst.
5. Bringe es dir selber bei
Nimm, was du vom Lehrer bekommst, und studiere das Material selber. Und ignoriere den Rest! Vergiss es! Versuch zu lernen und voran zu kommen! Suche Leute, die dir helfen können. Finde einen Sprachhelfer! Lerne im Internet. Frage Leute anhand des Materials, das du von deinem Lehrer hast. Prüfe es, kontrolliere in neuen Kontexten, sei aktiv.
Gehe zu Facebook und ähnlichen Seiten und suche nach Sprachlerngruppen. Trete bei und hilf anderen. Stell Fragen. Geh zu Youtube und suche nach guten Videos. Einige Sprachen, zum Beispiel Thai, haben wahnsinnig viel Material – als Einführung aber auch für Fortgeschrittene.
Und lerne die Sprache: Französisch, Englisch, Spanisch, Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Hindi, was auch immer. Die Methoden sind ähnlich, auch wenn die Sprachen es nicht sind …
Fazit: Was kannst du tun?
- Versuch den Lehrer zu überzeugen, anders zu unterrichten. Versuch es einfach und schlage Neues vor. Es mag nicht klappen, aber du hast es versucht.
- Ändere deine Einstellung. Versuche zu verstehen und gute Dinge zu finden.
- Sei dir kultureller Unterschiede bewusst und verändere dich dementsprechend. Forsche nach dem kulturellen Hintergrund!
- Versuche dem Lehrer ein Freund zu sein! Und wieder: Versuche zu verstehen, sieh die Person, den Hintergrund, sein familiäres Umfeld, sein Gehalt.
- Unterrichte dich selber, finde eine Gruppe, mehr Material, lehre dich selbst mit dem, was du vom Lehrer hast und studiere es!
Sei erfolgreich, gib nicht auf!