Jetzt in Algerien gibt es einige dringende Arbeiten, die wir schon länger liegen gelassen haben. Daher bin ich jetzt häufiger am Computer als vorher.
Leider gibt’s in der Wohnung nur einen Tisch, die Stühle sind zu niedrig und wir können den Laptop nicht so hoch stellen, dass der Monitor auf der richtigen Höhe ist. Das gibt schnell Rückenschmerzen. Das Problem könnte mit einer externen Tastatur gelöst werden, so dass wir nicht mehr direkt in den Laptop tippen müssen.
Also gucken wir nach einer Tastatur und landen in einem neuen großen Abenteuer. Als Problem erweist sich, dass der Laptop so modern ist, dass er keinen PS/2 Port hat sondern nur USB (für alle Experten).
Ein Freund meint, wir sollen am Hafen in den Läden gucken, wo die Importe ankommen. Der erste Ladenbesitzer sagt uns gleich: „So was gibt’s noch nicht. Du musst eine PS/2 Tastatur kaufen und dazu einen Adapter. Gegenüber ist ein Computerbastler, der so einen Adapter für dich machen kann“.
Die Jagd nach der externen Tastatur – ein echtes Abenteuer!
Wir gucken in drei anderen Läden und alle sagen ohne zu zögern: „So was gibt’s nicht“. Schließlich fragen wir den Bastler. Er ist sehr erstaunt: Natürlich gibt es so was.
Nach einer kurzen Diskussion bietet er drei Möglichkeiten an:
- Wir können zum Flughafen gehen und dort gucken – die sollten so was haben.
- Oder er geht für uns dorthin und holt uns eine Tastatur: Das würde aber ein paar Tage dauern.
- Oder wenn es dringend ist, könnte er uns seine gebrauchte Tastatur überlassen, wenn wir damit leben können, dass sie nicht neu ist.
Das ist typisch für die Leute – super hilfreich und kreativ im Aufspüren von Lösungen. Am Ende zögern wir, seine gebrauchte Tastatur zu nehmen und beschließen selber noch ein bisschen weiter zu suchen. Wenn wir in ein paar Tagen nichts finden, können wir immer noch zurückkommen.
Zwei Tage später geht das Abenteuer weiter.
- Der nächste Laden hat bereits die Tastatur im Schaufenster, die wir haben wollen. Aber sie verkaufen nur Komplettrechner….
- Ein anderer Laden ist völlig falsch: Sie verkaufen Messinstrumente.
- Um die Ecke sind sie wieder super hilfreich. Sie haben keine Tastatur, aber sie wissen, wie es mit einem Adapter klappen müsste. Aber sie finden keinen. Ich frage nach der Funktastatur, die vor ihnen auf einem Regal liegt. Sie sagen, dass die Maus dazu nicht geht, aber die brauche ich nicht. Dann aber merken wir, dass die Tastatur kein arabisches Alphabet hat. Wir lachen zusammen, ich danke ihnen und gehe.
Wir wissen, da ist eine weitere Straße mit Computerläden. Wenn da nichts ist, geben wir auf und fragen den netten Bastler um Hilfe.
Im nächsten Laden, der neunte, kommt die gleiche Antwort wie im ersten: Das gibt es nicht in Algerien. Aber sie rufen gleich jemanden an, der es wissen sollte. Nach ein paar Minuten ist klar: Keine Hoffnung. Sogar Händler haben Probleme, solche Tastaturen zu finden. Ein bisschen weiter gibt es einen weiteren Laden.
Ich beschließe, dass das der letzte Versuch sein wird. Und was kommt? Eine PS/2-Tastatur mit arabischem Alphabet und einen Adapter, alles für 16 Euros. Gekauft, angeschlossen und diese Geschichte geschrieben….
[Mike, ein Freund von Rene, lebte 2010 bis 2011 für fast zwei Jahre in Algerien. Er hat uns erlaubt, ein paar seiner Kurzgeschichten über Land und Leute sowie die Sprache zu übernehmen, die er in der Zeit an Freunde versendet hat.]