Es ist jetzt über ein Jahr, dass ich Tunesisches Arabisch zu lernen begann. Ein Jahr mit vielen Unterbrechungen und kleinen und großen Schwierigkeiten, aber insgesamt ein gutes Jahr!
Der Durchbruch ist noch immer nicht da. Alles läuft langsam. Aber ich arbeite auch nie mehr als 10 Stunden die Woche an der Sprache. Mehr ist leider nicht drin.
So langsam erschließt sich das System. So langsam verstehe ich, wie es läuft. Das Hauptproblem sind Vokabeln und Hörverstehen und das wird sich auch nicht so schnell ändern.
Wörter, Wörter, Wörter
Im Arabischen gibt es eine Wurzel aus drei Konsonanten, die die Grundform des Wortes bildet. Für Schreiben ist dies k-t-b: „kiteb“ ist das Buch, „kutub“ die Bücher, „mektib“ die Schule, „jiktib“ er schreibt, „kteb“ er schrieb, „mektiba“ Bücherei usw. Somit wird ein Wortfeld erstellt, dass sich schnell erschließen lässt.
Theoretisch! Denn in der Praxis ist es nicht so leicht, die Wörter korrekt wahrzunehmen und zu hören, dass ein Wort zu diesem Feld gehört. Ich bin jetzt an dem Punkt, dass ich erkenne, es muss mit Schreiben zu tun haben. Ich höre nicht so schnell, um welche Form es sich handelt, weil der Satz meist inzwischen weiterging.
Mein Sprachhelfer hat manchmal Probleme zu verstehen, dass ich manche Dinge nicht so schnell mit bekomme. Vor allem, wenn das ayn involviert ist, der pharyngale Konsonant, bekomme ich die Unterschiede nicht so schnell mit. Er spricht diesen auch mal mehr, mal weniger stark aus – meiner Meinung nach zumindest!
Allerdings hat Arabisch, abgesehen von dem Wortfeld mit den Konsonanten, ein riesiges Vokabular. Das liegt mit an der Geschichte der Sprache: Koran-Arabisch ist aus dem 7. Jahrhundert nach Christus, Standard-Arabisch ist etwas einfacher und jünger.
Aber beide Sprachen haben letztlich alle Wörter der letzten 1400 Jahre konserviert. Und die Dialekte der arabischen Länder wählen häufig ein Wort aus, dass sie benutzen, das Nachbarland aber vielleicht ein anderes. Viele Intellektuelle kennen fast das komplette Vokabular und bewältigen es auch.
Hören, hören
Das zweite Problem ist das Hörverstehen. Vieles wird abgekürzt: „schnua“ heißt „was“, wird aber häufig nur „sch“ gesprochen und vor das Verb geklatscht. „min“ heißt „von“ und wird mit den Pronomen oder dem Artikel kombiniert. „kima“ heißt „wie“, wird häufig aber nur als „ki“ verwendet. Diese Dinge sind alle einfach, wenn sie langsam daher kommen. Im normalen Alltagsarabisch höre ich sie aber kaum.
Zudem bleibt das Problem, dass die Laute im Hals (pharyngal, glottal, uvular) nicht immer so einfach zu unterscheiden sind. Weiterhin nicht! Was man transkribiert mit h, h mit Punkt drunter, kh oder x (deutsch ch wie in Dach) oder auch 3 für das ayn, das ist sich häufig ähnlich. Langsam gesprochen sind die Unterschiede deutlich. Geschrieben auch! Und natürlich lerne ich nach und nach die Unterschiede. Allerdings zu langsam für meinen Geschmack.
Viele Nomen beginnen mit zwei Konsonanten wie „kfas“ der Käfig. Hier habe ich das k vor dem f erst nach dem dritten oder vierten Mal gehört, nachdem das Wort langsam ohne Kontext kam.
Was ist zu tun?
Was kann man da machen, um die zwei Hauptprobleme, die schon älter sind, anzugehen? Nach unserer Methode ist es nötig, sich Texte anzuhören, die dem eigenen Niveau entsprechen bzw. leicht darüber liegen. Und das so häufig, bis man gut und schnell versteht, was gesagt wird. Das kann beim dritten, sechsten oder auch erst beim zehnten Mal eintreten. Ich brauche dazwischen Pausen und habe auch Schwierigkeiten, mich während der Aufnahme zu konzentrieren. Mitsprechen ist eine Option.
Zudem schreibe ich viele Texte und Phrasen auf mit meiner eigenen Rechtschreibung, um besser verfolgen zu können, was gesagt wird. Wenn ich nicht schreibe und nur höre, wandern meine Gedanken zu schnell weg und ich kann mich nicht konzentrieren. Das Schreiben als visuelle Hilfe ist gut.
Zuguterletzt: Weitermachen! Wie bereits gesagt, bin ich sehr eingespannt und habe einige andere Projekte. Aber ich versuche, mir 10 Stunden wöchentlich fürs Sprache lernen frei zu räumen. Es gibt klare Anzeichen, dass es voran geht. Ich lerne und verstehe immer mehr. Das ist ermutigend. Es ist vielleicht nicht so schnell, wie ich es gerne hätte, allerdings ist die Sprache aber auch nicht leicht und sehr weit weg von meiner Muttersprache.