Häufig nutzen wir Metaphern, also eine bildliche Sprache, wenn wir Gefühle ausdrücken wollen. Dabei siedeln wir Gefühle oftmals in bestimmten Regionen des Körpers an: der Ärger hat mit der Galle zu tun, die Liebe sitzt im Herzen … Stop: Ist das wirklich in allen Sprachen so?
Das Farsi ist ein gutes Beispiel, dass diese Zuordnung nicht so naturgegeben ist wie wir denken: „to jigare mani“ heisst wörtlich „du bist meine Leber“. Mit diesem lebenswichtigen Organ drückt das Farsi aus „du bist meine große Liebe“. Auch im Spanischen sagt man „estoy enamorado hasta los hígados“ („ich bin bis zur Leber verliebt“) und meint „ich bin bis über beide Ohren verliebt“.
[pullquote]Die Zuordnung bestimmter Gefühle zu einem Körperteil ist eine kulturelle Konvention[/pullquote]
Eine andere wichtige Rolle spielt der Bauch:
„del“ kann im Farsi sowohl für Bauch als auch für Herz stehen, man sagt also „u-del dard darad“ („ich habe Bauchschmerzen“), wenn das Herz schmerzt, und „del-am por az xun-e“ („mein Bauch ist voller Blut“) ist kein Anlaß, sofort in die Notaufnahme des Krankenhauses zu gehen. Der Sprecher meint „mein Herz blutet“ und will ausdrücken, dass ihn eine bestimmte Situation sehr traurig stimmt.
Ebenso deutet das französische „j’ai mal au cœur“ nicht zwangsweise auf einen Herzinfarkt hin, sondern bedeutet zunächst „mir ist übel“.
Wir müssen also in anderen Sprachen genau hinhören, ob der Sprecher gerade in Bilder spricht oder etwas wörtlich meint. Und wir müssen uns darüber klar sein, dass die Zuordnung bestimmter Gefühle zu einem Körperteil eine kulturelle Konvention ist und nicht etwa universell.