In Europa gibt es viele Unternehmen, die mit Spracherwerb zu tun haben. Am bekanntesten sind natürlich Cambridge und Oxford University Press mit ihren Publikationen, Pons und Langenscheidt, Berlitz und viele andere.
Rosetta Stone ist vor allem bei denjenigen bekannt, die nicht eine der großen europäischen Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch) oder eine der immer wichtiger werdenden Sprachen wie Russisch, Chinesisch oder Japanisch lernen wollen. Wenn man Arabisch, Türkisch oder Hindi lernen will, hat man mit Rosetta Stone bessere Chancen.
Vor einiger Zeit war diese Software etwas Besonderes:
Es gab nur vier Bilder und man musste dasjenige auswählen, das genannt oder buchstabiert wurde oder beides. Man konnte tippen, klicken oder was auch immer man wollte. Oder man konnte zuerst zuhören und sich dann automatisch die Antwort geben lassen.
Ich habe dieses Programm geliebt.
Etwas später, um 2008 herum, stellte ich fest, dass sie nun einen Ansatz hatten, der eher der Situation im Klassenraum entsprach. Dieser neue Ansatz war eher wie bei TellMeMore, das auch Materialien für weniger bekannte Sprachen hat, aber mehr und vielfältigere Übungen. Ich war enttäuscht von den Veränderungen, stellte aber fest, dass man problemlos die alte Version finden konnte. Und ich hatte sowieso eine alte gekauft, um Französisch zu lernen.
[pullquote]Für den Anfang super, später muss man auch das Haus verlassen.[/pullquote]
Was ist der Vorteil der Version mit den vier Bildern, die Rosetta Stone benützt hat (in der Version 2.0.8.1)?
Man kann einfach die Sprache hören und hören und wieder hören und muss nicht antworten, etwas tun, schreiben oder überhaupt irgendwie reagieren. Ich habe das so geliebt. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfänge im Arabischen – „kura“ für Ball beispielsweise oder „tayara“ für Flugzeug. Aber hauptsächlich habe ich es für Französisch verwendet. (Bei Arabisch bin ich nicht über die frei im Internet verfügbaren Beispiele hinaus gekommen.) Es gibt keine grammatikalischen Erläuterungen. Es gibt kein Vokabeltraining, nichts. Sehr nett !
Die Nachteile liegen auch auf der Hand: Es ist nur eine Software, die automatisch mit einem spricht. Man nimmt nicht am Leben in einer Gesellschaft oder einer Gruppe teil oder spricht zu einer Person, die diese Sprache spricht. Der Computer ist dumm und hilft einem nicht; alle Situationen sind mehr oder weniger künstlich. Leute wie ich sind gefährdet, wenn sie nicht mit anderen Menschen sprechen können und keine Gelegenheit haben zu sprechen oder ein normales Gespräch zu hören. Es ist so viel einfacher und so viel nutzloser, mit dem Computer umzugehen.
Meine Empfehlung lautet: Für den Anfang ist das prima. Es hilft, erste Hürden zu überwinden. Aber es kann auch neue Hürden schaffen, wenn man es nicht schafft, aus dem Haus zu gehen und mit den Nachbarn zu reden.
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