Manche Menschen sind einfach Redner: Reden ist für sie selbstverständlich und sie haben fast immer was zu sagen.
Andere jedoch fühlen sich besser beim Zuhören und wundern sich, wie manche Leute endlos reden können, ohne jemals Luft zu holen.
Ob du die Gabe der Redseligkeit hast oder nicht, wird sicherlich die Art beeinflussen, wie du ans Sprachlernen ran gehst. Die natürlichen Redner werden sofort anfangen zu sprechen, sage, was sie sagen können, und sich wahrscheinlich nicht groß Sorgen machen, ob das Gesagte korrekt ist.
Dagegen bevorzugen es andere zuzuhören und sind nicht so motiviert, eine Konversation zu führen oder aktiv ihr Sprachfähigkeiten zu testen und zu verbessern.
Dieser Artikel ist für die zweite Gruppe, diejenigen die finden, dass sie weit besser zuhören können als reden.
Das Sprachniveau, das man versteht, wird immer höher sein, als das, was man reden kann (sogar in der Muttersprache), aber für manche Leute ist diese Lücke zwischen Verständnis und Produktion mehr ein Abgrund. Wenn du findest, dass du tief in einen Abgrund blickst, dann solltest du Aktivitäten finden, mit denen du deine Sprechfähigkeiten verbessern kannst.
Welche Art von Aktivitäten können die Sprechfähigkeit verbessern? Jede Aktivität sollte vier Komponenten aufweisen:
1. Sie sollte dich aus deiner Bequemlichkeit reißen.
Wenn du für ein paar Monate in eine Sprachgemeinschaft hineingewachsen bist und du redest einfach über deinen Marktbesuch gestern oder was du im Land X gemacht hast, dann bist du wahrscheinlich noch bequem und in deinem Wohlfühlbereich verblieben.
Dinge über die man ständig redet, sind einfach zu sagen, weil du hinreichend Praxis hast, Ausdrücke zu formen, Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen und deine Zunge zu trainieren, die richtigen Bewegungskombinationen zu machen, um diese Dinge zu sagen. Nur wenn du über neue Themen redest oder über alte Themen in neuer Weise, dann forderst du dich selbst heraus.
Das wäre wie ein Marathonläufer, der Sprints läuft, um sich auf ein Rennen vorzubereiten. Stephan Krashen, der über den Weg aus dem Wohlfühlbereich heraus schreibt, nennt das richtige System “i+1”: Du nimmst verständlichen Input plus ein bisschen mehr. Und das bisschen mehr ist das, was dich besser macht mit der Zeit.
2. Deine Aktivität sollte improvisierte Rede beinhalten
Improvisiert ist nur ein großes Wort für “unvorbereitet”. Das passt zu Punkt eins: Wenn du vorbereitete Rede in einer Aktivität nutzt, dann forderst du dich nicht heraus. Du musst mit Spontanem kommen, um eine Aktivität wirklich zu einer Herausforderung zu machen.
Denn schließlich ist 99% von allem, was du sonst sagst, nicht vorbereitet und deine Sprechaktivität sollte dem Rechnung tragen. Es kann helfen, sich ein paar mentale Notizen von ein paar Dingen zu machen, die man in einer Sprechaktivität nutzen möchte, aber du solltest dich darin trainieren das, was du sagen willst, nicht vorzubereiten.
Suche bewusst Aktivitäten, die deine Fähigkeiten beim Sprechen verbessern!
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3. Du brauchst Gelegenheiten, wo dein Reden von einem Muttersprachler korrigiert wird.
Improvisiertes Reden (in unvorbereiteter Weise) über schwierige Themen fordert dich heraus, aber wenn du kein positives oder negatives Feedback auf deine Rede bekommst, hast du wenig Chancen, dein Sprechen zu verbessern.
Deshalb musst du sicher stellen, dass du Sprechaktivitäten mit einem Muttersprachler hast, der bestätigen kann, was gut gesagt ist, und korrigiert, was nicht gut ist. Das kann bedeuten, dass du dich selber aufnimmst, bevor du deinen Sprachhelfer triffst (besonders wenn er selber gerne redet und dich oft unterbricht).
Wenn du Feedback kriegst, versuch dasselbe noch einmal zu sagen. Du wirst erstaunt sein, wie viel einfacher es das zweite Mal ist.
4. Du brauchst etwas, dass du viele Male zu vielen Leuten sagst.
Das sieht vielleicht aus, als würde es dem zweiten Punkt widersprechen (unvorbereitete Rede), da das, was man häufig sagt, schnell wie Vorbereitetes wird. Aber was du tun solltest, ist, die gleiche Geschichte oder Beschreibung oder Argumentation noch anderen Leuten zu erzählen, so dass die Phrasen, Wörter und Argumentstruktur, die dein Sprachhelfer dir gab, sich in deinem Kopf festsetzen kann.
Wenn du dann die gleiche Rede bei einigen Leuten gehalten hast, wählst du ein neues Thema, bringst es deinem Sprachhelfer und fängst von vorne an.
Eine Aktivität, die diese vier Kriterien erfüllt, nennt Greg Thomson eine Feedback-Aufnahme (“record of feedback”): Du nimmst dich auf, lässt deinen Sprachhelfer die Aufnahme korrigieren, machst dir Notizen und lässt ihn am Schluss eine perfekte neue Aufnahme in seinen Worten machen.
Was du letztlich aufnimmst, hängt von deinem Sprachniveau ab: Du wählst vielleicht eine Bildbeschreibung oder erzählst eine Geschichte, oder argumentierst über etwas oder hältst einen Vortrag. Das wichtige ist, dass du den vier Leitlinien oben folgst.
Und warum nicht außerhalb deiner Sprachstunden an der Sprache arbeiten? Obwohl du vielleicht kein hilfreiches Feedback während einer normalen Unterhaltung mit einem Freund bekommst, kannst du immer noch Dinge tun, die helfen, dein Sprechen zu verbessern. Eine wichtige Disziplin ist es, Fragen zu stellen, die schwierige Themen aufgreifen, d.h. Themen, die du nicht so einfach diskutieren kannst.
Erwähne zum Beispiel etwas, worüber du noch nie geredet hast und gucke, wie die Konversation läuft. Du wirst dem Thema vielleicht nicht immer gewachsen sein, aber das ist okay. Es ist eine Chance weiterzukommen und herauszufinden, wo dein Sprechen noch Mängel hat. Und wie schon gesagt, versuche die Themen zu nutzen (oder Beschreibungen oder Geschichten), die du bereits mit einer Feedback-Aufnahme diskutiert hast, mit anderen Freunden, so dass du ähnliche Konstruktionen verwenden und neue Wörter lernen kannst.
Eine Randbemerkung: Du solltest vielleicht Fragen stellen oder eine Geschichte erneut erzählen, wenn du nur mit einer Person zusammen bist, es sei denn deine Sprechfähigkeiten haben schon ein höheres Niveau. Es braucht eine ziemlich geduldige Person, die sich auf das fokussiert, was du sagst, um dir zuzuhören und dich zu verstehen.
So, los geht’s! Lasse deine Lieblingsthemen beiseite und komm voran in der Kommunikation.