Wir haben inzwischen ja schon viel gelernt über Kultur, Sprache, Menschen. Aber einige Dinge wollen nicht in unseren Kopf. Wir kriegen es einfach nicht gebacken.
Da sagt unsere Vermieterin z.B.: „Wenn ich morgen dieses Essen mache, dann lade ich euch ein.“ Wir bedanken uns. Am folgenden Nachmittag ruft dann ein Freund an, dass er um sechs kommt.
Irgendwann wird uns klar, dass diese beiden Termine übereinander fallen. Und wir haben dem Freund zugesagt, weil die Vermieterin ja nicht klar gesagt hat, dass sie dieses bestimmte Essen macht und uns einlädt. Sie sagte nur, wenn sie es macht, dann sollten wir kommen.
Also haben wir als Deutsche, die genau auf das hören, was die Leute sagen, die Einladung gar nicht recht ernst genommen.
Die meisten Leute sind hochgradig spontan!
Und der Freund, der mit seiner Freundin schließlich um halb acht kommt: Hat er jetzt ein Abendessen erwartet? Wahrscheinlich schon, auch wenn er tausendmal alles ablehnt. Wir hatten verstanden, er würde uns abholen, um irgendwo hinzugehen. Aber auch das hatte er nicht direkt gesagt.
Wir haben letztlich der Vermieterin abgesagt – was sie wohl enttäuscht hat, auch wenn sie mehrmals sagte, das mache nichts. Und den Freund haben wir auch nicht richtig willkommen geheißen.
Wie kann man solche Erlebnisse vermeiden?
Wahrscheinlich gar nicht. Aber wir haben gelernt, dass die Leute hochgradig spontan sind. Für morgen oder heute etwas verabreden, das geht. Für übermorgen ist schon problematisch. Danach kann man was ausmachen, muss es aber kurz vorher noch mal bestätigen.
Wie geht man damit um, wenn man ein größeres Projekt vorhat, das langfristig geplant sein will?
Man macht Plan A sowie Plan B für Notfälle und ebenfalls Plan C für weitere Notfälle. Es kommt garantiert anders. Zudem müssen die Beziehungen zu den Leuten gepflegt werden, regelmäßig und mit System! Geplant sozusagen, denn nur Beziehungen sind wirklich wichtig.
Zum anderen müssen wir lernen, dass die Leute anders kommunizieren. Eine Freundin erzählte, sie hätte schon sieben Wörter gefunden, um in der Landessprache „vielleicht“ zu sagen. Man sagt nie „nein“, man sagt fast nie „ja“, man sagt häufig „vielleicht“. Und man bekundet ständig seinen Willen, den anderen einzuladen, sich mal zu treffen, zusammen auszugehen. Ob das dann passiert? Vielleicht …
[Mike, ein Freund von Rene, lebte 2010 bis 2011 für fast zwei Jahre in Algerien. Er hat uns erlaubt, ein paar seiner Kurzgeschichten über Land und Leute sowie die Sprache zu übernehmen, die er in der Zeit an Freunde versendet hat.]