Über das zweite Semester sagte ich: “Am ersten Tag kam unsere Lehrerin in die Klasse und wir verstanden sie kaum. Sie hatte entschieden, ein wenig schneller zu sprechen. Alles war ein bisschen schwieriger.”
Nun, dieses Mal war es genauso: Sie kam rein und alles war schneller. Wir mussten uns arg anstrengen, um zu verstehen. Die Grammatik wurde komplexer, spezielle Themen des ersten Jahres wurden jetzt vorausgesetzt.
Nun, ich bewunderte ihre Geduld. Sie war fähig, die gleiche Sache drei Mal in 90 Minuten zu erklären: ohne ärgerlich zu werden – sehr beeindruckend!
Wir waren immer noch eine kleine Gruppe, ungefähr 10 Studenten, was immer sehr nett und hilfreich ist. Ich war ziemlich schnell der Klassenbeste, was ich nicht sehr mochte, aber einfach Fakt war. Ich war halt in Valencia gewesen und die Auswirkungen waren enorm. Ich verstand nicht nur viel mehr als meine Mitstudenten, ich konnte eben auch das Spanisch der Straße, Umgangssprache, reden.
Das einzige Problem, das ich nicht vorher gesehen hatte: In meiner Klasse lernten wir chilenisches Spanisch, da unsere Lehrerin eine gute Freundin der chilenischen Lehrerin war und ihren Akzent angenommen hatte. In Valencia hatte ich wechseln müssen: Spanischsprecher aus Spanien sprechen mit interdentalen Lauten. Das /z/ und das /c/ vor /e, i/ müssen zwischen den Zähnen gesprochen werden (wie das Englische /th/), was unsere Lehrerin nicht tat. Es war nicht so schwierig zu wechseln, aber doch ein bisschen Arbeit.
Jetzt hatte ich das gegenteilige Problem. Ich musste zurückwechseln.
Natürlich akzeptierte sie meinen neuen Akzent. Aber alle meine Mitstudenten sprachen anders. So bekam ich ein Problem, das heute noch da ist: Mein Akzent ist nicht konsistent. Manchmal rede ich so, manchmal anders. Da ich in Chile geboren bin und dort zuerst Spanisch gelernt habe, mag ich den Akzent natürlich und meine Zunge scheint sich zu erinnern, dass sie vor langer Zeit sich mal so bewegen musste. Aber in Valencia musste ich mich umstellen und erst recht in Murcia. Das ist aber eine neue Geschichte.