Seit fünf Wochen sind wir wieder in Aix in Frankreich in einem Freizeitheim. Wir arbeiten praktisch mit, um unserem Französisch einen letzten Schliff zu geben. Wenn wir vorher dachten, wir würden Frankreich kennen, dann war das wohl falsch gedacht: jetzt lernen wir es erst richtig kennen.
Denn hier sind wir völlig in die französische Kultur abgetaucht. Auch wenn viele Nicht-Franzosen da sind: Organisation, Kommunikation, Arbeitsweise – alles Französisch. Und alles so anders!
Ein praktisches Beispiel: Anna arbeitet momentan hauptsächlich dem Koch zu und damit in der Küche. Mike ist für Außenanlagen und für den Swimming-Pool zuständig. Wenn keine Gruppe da ist, arbeitet der Koch ebenfalls in den Außenanlagen, deshalb ist er auch für Mike der Hauptansprechpartner. Schon länger war eine kleine Reparatur am Pool fällig und diese fand heute statt. Mike hatte zwar gestern per Zufall mitbekommen, dass diese Reparatur gemacht werden sollte, aber nicht von wem (man macht hier vieles selbst). Heute kam also ein Profi und reparierte, was natürlich heißt, dass die Anlage abgeschaltet wurde.
Für alle anderen scheint das völlig normal zu sein, was für uns gewöhnungsbedürftig ist: dass man Informationen nicht erhält, sofern man nicht fragt. Selbst wenn man für einen Bereich verantwortlich ist, muss man fragen, sonst sagt keiner was. Das scheint so normal zu sein, dass es für die Leute überraschend ist, dass wir das so nicht kennen.
Wenn du nicht nach Informationen fragst, wirst du keine bekommen.
Zweites Beispiel: Wir möchten das Auto leihen, das der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Wir fragen zuerst die Hauswirtschafterin, die uns an den obersten Boss verweist, der dafür zuständig sei. Dieser meint, das wäre kein Problem, wenn sonst niemand den Wagen braucht, vor allem nicht die Sekretärin. Also fragen wir sie. Antwort: Kein Problem, wenn nicht die Helferin fahren will, die als einzige sonst einen Führerschein hat. Letztlich fragen wir also jeden. Folglich fragen wir …
Nicht immer konnten wir darüber lachen. Es ist nämlich ziemlich anstrengend, jede Kleinigkeit zu erfragen. Aber vor allem ist es unser Lernziel, Fragen auch dann zu stellen, wenn wir meinen, die Antwort zu wissen. Die stimmt nämlich nicht immer …