In Nordafrika trafen wir jemanden, der acht Jahre in München gelebt hatte und passabel deutsch sprach.
Wir fragten ihn, ob er Probleme hatte, sich einzuleben und akzeptiert zu werden. Er verneinte und erzählte, dass er relativ schnell rausgefunden hatte, dass es zwei Dinge gibt, die Ausländer in Deutschland tun müssen, um klar zu kommen: vernünftig arbeiten und versuchen, Deutsch zu lernen. Bei der Sprache müsse man nicht perfekt werden (bei der Arbeit schon eher ;-). Die Deutschen wüssten, dass ihre Sprache nicht so einfach sei. Aber wenn man sich bemühe, wären sie zufrieden.
Recht hat er. Anders hier: Französisch nur zu stottern, ist verboten. Ein bisschen richtig, wäre schon gut. Eine Freundin, die als englische Muttersprachlerin Probleme mit dem Unterschied von u und ü hat, erlebt immer wieder, dass Leute sie ignorieren, weil man sie ja eh schlecht versteht. Das kann sehr hart sein.
Es ist verboten, Französisch zu stottern.
Unser neuestes Erlebnis: Wir halten hier einen Vortrag über Linguistik. Natürlich nett mit unserer Powerpoint-Präsentation, die wir schon häufiger verwendet haben. Diese haben wir übersetzt und korrigieren lassen. Trotzdem kommt nach dem Vortrag, der sehr gut verlief und mit vielen Fragen belohnt wurde, eine Frau auf Mike zu und fragt eifrig, ob sie die Präsentation korrigieren dürfte.
Mike muss sich zusammenreißen, um nicht laut aufzustöhnen oder sie sonst wohin zu schicken. Sie korrigiert also – nicht nur Fehler sondern auch Stil. Das ist sehr typisch! Man darf Fehler machen – aber nicht ewig und vor allem nicht öffentlich und schriftlich! Und es gibt drei verschiedene Sprachniveaus: gehoben, Standard und familiär. Wir reden natürlich mehr oder weniger familiär, weil man das auf der Straße spricht – aber das dürfen wir auf keinen Fall schreiben! Wird also korrigiert.
Mike braucht drei Tage, um sich zu beruhigen. Zum einen ist er kein Perfektionist und macht fröhlich alle denkbaren Fehler. Zum anderen hat das Korrigieren natürlich länger gedauert und er stand nicht mehr für Fragen zur Verfügung, was erfahrungsgemäß sehr wichtig ist. Aber sie ließ sich nicht abwimmeln …
Ein weiteres Feld, wo Franzosen auf ähnliche Weise hohes Niveau lieben, ist das Essen. Immer mehrere Gänge, die gut zusammenpassen müssen. Es kann passieren – schon selbst erlebt –, dass Ausländer nicht mehr bedient werden, weil ihre Menü-Zusammenstellung dem Kellner nicht gefällt. Man hat dann zwar nichts verdient, aber der Franzose arbeitet nicht um jeden Preis. Hat auch was!