Wir hatten es ja geahnt: Kaum sind wir im Ausland, schon kommen auch gesundheitliche Probleme und wir müssen uns auf ein anderes Gesundheitssystem einlassen. Anna war wahrscheinlich mit einer leichten Grippe bereits abgeflogen, die sich unter neuen Klimaverhältnissen und Stress wieder meldete.
Anna lässt sich also von unseren Kollegen eine Ärztin empfehlen und fragt dort, ob sie am Nachmittag vorbeikommen kann. Ca. 14.30 Uhr ist sie dort und landet direkt im Behandlungszimmer beim Versuch sich anzumelden. Denn: es gibt keine Anmeldung, auch keine Arzthelferin oder irgend so etwas Ähnliches.
Sie hatte am Telefon mit der Ärztin selbst gesprochen, die ihre Praxis allein organisiert und keine weiteren Angestellten hat. Es gibt nur ein Behandlungs- und ein Wartezimmer. Die Ärztin stellt sich als sehr nett und sehr kompetent heraus.
Später die Apotheke. Anna nimmt zur Verbeugung von Schilddrüsenproblemen täglich Jod. In der ersten Apotheke wird im Europäischen Arzneimittelverzeichnis geforscht, allerdings unter dem falschen Buchstaben (Jod wird französisch mit i geschrieben). Die Angestellte erscheint etwas genervt und gibt auf: „impossible“, unmöglich, ein sehr gebräuchliches Wort.
In der zweiten Apotheke ist man viel hilfsbereiter und telefoniert durch die ganze Stadt bis zur zentralen Arzneimittelvergabestelle! Der Apotheker findet das Problem spannend und behält am Ende eine Kopie des (deutschen!) Beipackzettels. Leider kommt auch er zu keinem Ergebnis.
Die Einnahme von Jod ist eine in Deutschland weit verbreitete Behandlungsweise von Schilddrüsenprophylaxe. Frankreich ist aber kein Jodmangelland, das Medikament wird hier nur bei radioaktiven (!) Strahlenschädigungen eingesetzt und kostet das 10fache. Wo bekommen wir jetzt das Jod her? Zum Glück gibt’s Internet! Die freundliche Apotheke wird von nun an zur Hausapotheke erkoren.
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