Dies waren die wichtigsten Philosophien, die GPA zugrunde liegen. Jetzt gucken wir uns den Ansatz genauer an. GPA ist in sechs Phasen unterteilt, jede davon beschreibe ich kurz.
Phase 1: die Hier-und-Jetzt-Phase. In dieser Phase startest du und kannst natürlich an nichts wirklich teilnehmen. Deshalb brauchst du nonverbale Anhaltspunkte wie Bilder, Objekte, Aktionen u.ä., um zu verstehen, was los ist (und um dir zu helfen, deine Fähigkeiten zur Teilnahme zu verbessern). Du tust, was dein Freund dir befiehlt, zeigst auf Bilder, über die er spricht, und versuchst, einfache Beschreibungen über das Geschehen zu machen. 100 Stunden
Phase 2: die Geschichten-Aufbau-Phase. In dieser Phase wirst du deine „Zunge lockern“, indem du deine Fähigkeiten beim Beschreiben berührbarer Objekte und Aktionen verbesserst. Du erweiterst zudem dein Vokabular enorm, während du diese Beschreibungen erstellst oder ihnen zuhörst. 150 Stunden
Phrase 3: die Geteilte-Geschichten-Phase. Jetzt, wo du mehr und mehr bereit bist, Beschreibungen von berührbaren, gegenwärtigen Aktionen und Objekten zu machen und zu verstehen, fokussierst du dich auf mehr abstrakte Geschichten in der Vergangenheit. Du wirst vielen Geschichten zuhören und sie selbst erzählen mit weniger kontextuellen Hinweisen als vorher. 250 Stunden
Phase 4: die Lebensgeschichten-Phase. Du kannst jetzt viele Geschichten erzählen und verstehen und du fängst an, mehr abstrakte Erklärungen und kulturelle Nuancen zu verstehen, da du mehr Lebensgeschichten, kulturelle Erklärungen und Alltagsgeschichten hörst. Du beginnst immer tiefer am Leben teilzunehmen, da du auf vielen Ebenen mehr über das Leben allgemein und die Alltagserfahrungen deiner einheimischen Freunde lernst. 500 Stunden
Phase 5: die Muttersprachler-zu-Muttersprachler-Phase. In Phase 5 fängst du an, muttersprachlichen Diskurs zu verstehen, indem du ihn mit deinem Freund bearbeitest. Du wirst fähig, immer mehr von dem zu verstehen, was im Alltag um dich herum geschieht: Humor, komplexe Geschichten und Ideen, die Medien oder auch andere Erfahrungen, an denen Leute teilhaben. 600 Stunden
[pullquote]Phase 2: Du wirst deine „Zunge lockern“.[/pullquote]
Phase 6: die lebenslange Phase. Dies ist die nie endende Phase, in welcher du immer bleibst, solange du im Land wohnst. Wann immer du mit Dingen des Alltags konfrontiert wirst, an denen du nicht richtig teilnehmen kannst, machst du wieder Sprachsessions mit deinem Freund, um diese Bereiche zu bearbeiten und in deiner Teilnahme zu wachsen. Allerdings ist jetzt das meiste im Alltag eine Lerngelegenheit und in deiner Wachstumszone des Sprachlernens, so dass du nicht mehr viele extra Stunden brauchst.
Das ist der grundlegende Abriss der GPA, des Ansatzes der wachsenden Teilnahme. Am Ende erkläre ich noch ein paar der vielen Methoden, die häufig angewandt werden.
1. Die Eiliges-Duzend-Methode. Diese Aktivität wird in Phase 1 des Ansatzes verwendet. Hier wird ein neues Set von Vokabeln eingeführt (normalerweise um die 12 vom selben Thema). Dein Freund nutzt Bilder oder Objekte, um dir neue Wörter beizubringen: Er mag 12 Kuscheltiere nehmen oder 12 Bilder von Plätzen in der Stadt oder 12 Dinge im Raum. Er beginnt mit zwei Wörter, zeigt auf jedes Objekt / Bild und sagt, wie sie in seiner Sprache heißen. Dann fragt er dich, welches jedes ist, natürlich in seiner Sprache. Wenn du sie ein paar Mal wiederholt hast und anfängst zu verstehen, kommt ein weiteres hinzu und dann noch eins, bis du alle 12 Dinge benennen kannst. Du musst nicht ein Wort sagen während der Aktivität: nur zuhören und zeigen. Das Ziel ist nicht die Beherrschung oder gar die Aussprache der Wörter, sondern nur ein Basisniveau des Verstehens, das ein Wort wiedererkennt, wenn es in einem klaren Kontext vorkommt. Die Methode ist sehr gut, um ein schnelles und grundlegendes Wiedererkennen einer riesigen Wortmenge aufzubauen.
2. Beschreibungen von Bilderbüchern: In Phase 2 kannst du vielleicht schon einfache Beschreibungen von Objekten und Aktionen, aber du bist noch sehr limitiert in dem, worüber du reden kannst, besonders wenn es präzise, natürlich, klar und passend sein soll. Deshalb brauchst du sehr viel Übung beim Sprechen mit sofortigem Feedback zu dem, was du sagst. Darum verwendest du sehr viel Zeit auf das Beschreiben von wortlosen Bilderbüchern. Für jede Buchseite nimm dir mindestens 30 Minuten Zeit, um zu beschreiben, was dort passiert, was du auf dem Bild siehst, was jede Person denken mag oder plant, die Details eines bestimmten Gegenstandes usw. Sprich so viel wie du kannst, so detailliert wie möglich. Während du das tust, wirst du viele Dinge in einer komischen oder ungenauen Art sagen und dein Freund wird sie für dich neu formulieren. Oder du bleibst stecken und weißt nicht mehr, wie du etwas beschreiben könntest. Dann gibt dir dein Freund neue Wörter, so dass du das Bild beschreiben kannst. Und wenn du fertig bist, geht er zurück und beschreibt das Bild selber und du kannst seine Beschreibung aufnehmen und eine weitere Aufnahme machen, wo er die neuen Wörter sagt und die Phrasen, in denen sie vor kamen.
3. Phase 4 Lebensgeschichten: Wenn du bereit bist, komplexere Geschichten und Ideen zu verstehen, kannst du die Lebensgeschichten-Aktivität nutzen. Zu Anfang nimm die Lebensgeschichte deines Freundes auf. Es mag eine Minute sein oder eine Stunde. Wie auch immer, danach gehst du durch die Aufnahme und fragst (in der Fremdsprache) alles, was du nicht im Detail verstanden hast. Wenn du das gemacht hast, denk dir ein paar weitere Fragen aus, die du zu seinem Leben stellen kannst und über das Leben im Land allgemein: Erzähl mir über deine Zeit an der Universität. Wart ihr als Familie im Urlaub? Wie war das, als du deinen ersten Job gefunden hattest? Während du mehr fragst, bekommst du mehr und mehr Vokabular und mehr und mehr Material für weitere Fragen und ein tieferes Verständnis des Alltags im Land.
4. Muttersprachlicher Diskurs. Muttersprachler zu verstehen, wenn sie miteinander reden, ist schwieriger, als wenn sie mit dir reden. Deshalb wirst du in der Fähigkeit wachsen wollen, dem muttersprachlichen Diskurs zu folgen, seien es zwei oder zwanzig Personen. Eine sehr gute Art dies zu lernen, sind TV-Shows in der Fremdsprache (wenn es sie gibt). Du kannst sie mit deinem Freund gucken und stoppst jedes Mal, wenn du etwas nicht genau verstehst, was gesagt wird (in anderen Worten, ungefähr alle 10 Sekunden!). Frage nach Erklärungen und Klarstellungen und notiere das neue Vokabular. Geh durch die ganze Show im Detail und dann mach eine Aufnahme des Vokabulars am Schluss.
Das ist eine grundlegende Zusammenfassung von GPA, eine Sprachlernmethode, die ich als sehr gewissenhaft entwickelt empfinde, einfühlsam, hochgradig effektiv und sehr passend für die Lernaufgabe, an einer neuen Welt teilzunehmen, immer nur ein Schritt auf einmal.