Es war einmal ein Gärtner, der für den Sultan seines Landes arbeitete. An einem Wintertag fand er einen großen Pfirsich von der Größe einer Orange, der an einem Pfirsichbaum hing. Er war erstaunt über den Anblick, denn es war nicht die Saison für Pfirsiche.
Als der Sultan durch den Garten spazierte, kam der Gärtner zu ihm und sagte: „ Majestät, schauen Sie sich diese wunderbare Kreation an!“ Der Sultan ging mit ihm zu diesem ungewöhnlichen Pfirsich und sagte dann: „Pass gut auf ihn auf und, wenn er reif ist, bringe ihn mir.“ Der Gärtner holte sich ein Kissen und einen Teppich, die er unter den Baum legte, und bewachte den Pfirsich Tag und Nacht. Sogar sein Essen ließ er sich an diesen Ort bringen.
Eines Tages landete ein Adler auf dem Baum, zerbrach seine Zweige und zertrümmerte dabei den Pfirsich. Der Gärtner rannte zum Sultan und erzählte ihm, was passiert war. Der sah sich den zerbrochenen Baum an und sagte: „Wie du säst, wirst du ernten.“
Der Gärtner war erstaunt über das, was der Sultan gesagt hatte. „Wie kann ein Adler ernten, was er sät? Wird Gott ihn wie einen Menschen bestrafen? Was für ein Mensch sagt so etwas?“ fragte sich der Gärtner und lachte über den Sultan.
Einige Tage später, als er wieder im Garten arbeitete, hörte er plötzlich ein eigenartiges Geräusch. Als er nachschaute, entdeckte er eine riesige Schlange, die gerade dabei war, den Adler zu verschlucken, der den Pfirsich zerschlagen hatte. Der Adler schlug hilflos mit den Flügeln und versuchte, der Schlange zu entkommen. Aber vergeblich, Stück für Stück wurde er von der Schlange verschlungen bis er schließlich ganz in ihr verschwunden war. Dann rutschte die Schlange den Baum hinunter und verschwand.
Der Gärtner war erstaunt und rannte zum Sultan, um ihm von diesem Vorfall zu erzählen. Der Sultan aber sagte nur: „Wie du säst, wirst du ernten.“ „Was ist nur mit ihm los?“ murmelte der Gärtner vor sich hin. „Auch die Schlange soll bestraft werden für das, was sie getan hat? Aber alles, was Schlangen tun, ist, ihre Beute zu jagen und zu schlucken. Werden sie dafür bestraft, dass sie sich ernähren?“ fragte sich der Gärtner und begann schlecht über seinen Herrn zu denken. Nach einigen Tagen hatte er jedoch die Sache vergessen.
Eines Tages, als er die Erde pflügte, traf er plötzlich auf etwa Fleischiges. Er grub den Boden auf und stellte fest, dass der Pflug ein Schlangennest getroffen und die Spitze den Kopf der Schlange abgeschnitten hatte . Er steckte den Schlangenkopf in eine Schachtel und brachte ihn zum Sultan. „Wer hat sie getötet?“ fragte der Sultan. „Majestät, das ist die Schlange, die den Adler getötet hat. Während ich die Erde umgrub, schlug ich auf ihren Kopf und schnitt ihn ab“, antwortete der Gärtner. „Wie du säst, wirst du ernten“, antwortete darauf wiederum der Sultan. „Ich werde ernten, was ich säe? Weil ich eine Schlange töte? Den Feind des Menschen? Dieser Sultan muss senil geworden sein! Wie kann ein solcher Mann Herrscher eines Landes sein? Er wird sicher nicht gut für sein Volk sorgen können“, sagte sich der Gärtner. Er erinnerte sich tagelang an den Vorfall und musste lachen, wenn er sich an die Worte des Sultans erinnerte. Aber später begann er die Sache zu vergessen.
Eines Tages beschloss die Frau des Sultans mit ihren Töchtern und Dienerinnen im Garten spazieren zu gehen. Der Diener des Sultans kam, um den Gärtner auf die Ankunft der Frauen aufmerksam zu machen, damit sie sich im Garten bewegen können, ohne von ihm gesehen zu werden. Unser Gärtner arbeitete jedoch an einem geschlossenen und weit entferntem Ort im Garten, so dass er die Warnung des Kammerdieners nicht hörte. Während er arbeitete, hörte er die Frauen reden, spielen, lachen und singen. Er erkannte, dass es die Frauen des Sultans waren. Er wusste nicht, wohin er rennen sollte und sich verstecken konnte. Der Garten war plötzlich voller Frauen, links und rechts und überall. Wohin er sich auch immer drehte, sah er sie herumlaufen. Er fand einen hohen Baum, kletterte hinauf und versteckte sich zwischen den Zweigen.
Zufälligerweise gab es ein Schwimmbecken direkt unter demselben Baum, in dem er sich versteckt hatte. Die Frauen begannen in Richtung dieses Beckens zu laufen und machten sich zum Schwimmen bereit. Sie zogen sich aus und tauchten ins Wasser, schreiend und lachend. Plötzlich sah eines der Mädchen den Schatten eines Mannes im Wasser. Sie hob den Kopf und sah den Mann, der sich an einem Ast festhielt und das Schauspiel beobachtete, als würde er in der ersten Reihe eines Theaters sitzen. Das Mädchen begann zu schreien, und die anderen sprangen ängstlich aus dem Wasser, bedeckten sich mit ihren Safsaris, ihren Schleiern, und rannten weg. „Was war los, meine Damen?“ fragte der Wachmann. „Schau dir diesen schamlosen Mann an, der sich im Baum versteckt hat und uns von oben beobachtet,“ riefen die Frauen. Sie holten ihn herunter und warfen ihn ins Gefängnis.
Nachts erzählte die Frau des Sultans diesem, was passiert war. Am nächsten Morgen stand der Gärtner vor Gericht. Das Urteil lautete: Tod durch die Guillotine. Sie zogen ihm die Kleidung der Verurteilten an, rasierten seinen Kopf und brachten ihn zurück ins Gefängnis. Wie es die Tradition vorschrieb, wurde der Verurteilte gefragt, was er sich noch wünschte. „Ich möchte mit dem Sultan sprechen“, sagte der Gärtner. Sie brachten ihn zum Sultan, zu dem er sagte: “Sie haben mich zum Tod durch die Guillotine verurteilt.“ – „Ich weiß“, antwortete der Sultan. „Ich habe Unrecht getan“, rief der Gärtner und erzählte ihm genau, was passiert war. „Das Urteil wurde gefällt“, antwortete der Sultan kalt. „Wie du säst, wirst du ernten“, erklärte der Gärtner. Darauf fragte der Sultan: „Worüber redest du?“
„Du hast gesagt, der Adler, der den Pfirsichbaum zerbrochen hat, soll ernten, was er gesät hat und so wurde er von der Schlange gefressen. Du sagtest, ich werde ernten, was ich gesät habe, als ich die Schlange tötete. Wenn du befiehlst, mich zu Unrecht zu töten, wirst auch du ernten, was du gesät hast. Du bist in der Tat ein Sultan in diesem Leben. Es gibt jedoch einen größeren Sultan, der uns beide regiert, und der, unser Gott, wird uns beide gerecht richten,“ behauptete der Gärtner.
„Nehmt ihn aus meinen Augen“, befahl der Sultan wütend.