Über falsche Freunde liest man immer wieder. Wörter, die gleich oder ähnlich klingen oder aussehen und doch was völlig anderes bedeuten. Solche Wörter kommen besonders in Nachbarsprachen vor wie Niederländisch und Deutsch oder Spanisch und Portugiesisch.
Und: Solche Wörter nerven. Man muss sie lernen wie völlig fremde und damit sich genauso oder fast noch mehr um sie kümmern, wie bei total anders lautenden, völlig unterschiedlichen.
Immer wieder findet man viel Material zu fremden Sprachen die so ganz anders sind. Aber was macht man, wenn die Sprache so ähnlich ist? Wenn man mehr über die Ähnlichkeiten stolpert oder die fast Ähnlichkeiten? Kann man da Abkürzungen finden, mit denen es schneller geht?
Vor einigen Wochen hatte Ulrike hier über ihre Erfahrungen in Amsterdam berichtet, als sie einen Niederländisch-Kurs für Deutsche besuchte. Dort sah man deutlich, dass es für Deutsche einfacher ist: ähnliche Grammatik, ähnliche Konstruktionen, sogar ähnliche Kultur. Letztere kann aber ein Stolperstein werden, wenn man nicht aufpasst.
Was gibt es zu beachten, wenn man die Unterschiede zweier ähnlicher Sprachen untersucht?
Natürlich besonders die falschen Freunde, die ähnlich klingen aber unterschiedliches bedeuten. Das beste Beispiel zwischen Deutsch und Niederländisch ist bellen, dt. der Hund bellt, nl. anrufen. Oder auch doof: dt. doof, dämlich, nl. stom, aber nl. doof heißt auf deutsch taub.
Einer der berühmtesten falschen Freunde ist im Spanischen embarazado, was schwanger bedeutet, und oft im Englischen mit embarrassed verwechselt wird, das heißt betreten, verlegen, siehe hier https://en.wikipedia.org/wiki/Embarazada
Spanisch und Portugiesisch haben einige Duzend wie z.B. sp. año, das Jahr, gesprochen anjo, was schnell wie port. anho, gesprochen anjo, klingt, was Lamm bedeutet. Das Jahr auf Portugiesisch ist ano, auf Spanisch das Wort für After.
Kulturelles – auch hier nicht vernachlässigen!
Natürlich ist eine Nachbarsprache einfacher zu lernen als eine sehr weit entfernte wie Arabisch, Chinesisch oder Japanisch, wo vor allem die kulturellen Unterschiede noch eine große Rolle spielen. Aber auch bei den Nachbarsprachen sollten diese nicht vernachlässigt werden.
Ein Kaffeetrinken in Deutschland zeichnet sich durch viel Kaffee, Tee und häufig viel Kuchen oder sogar Torten aus. In den Niederlanden werden in vielen Regionen eine Tasse Kaffee an alle verteilt, dazu ein Stück Kuchen. Wenn dann alle getrunken und gegessen haben, folgt eine zweite Runde Kaffee und Kuchen – wenn es noch welchen hat. Manchmal bleibt es bei dem einen.
Ich war mal auf einer pakistanisch-niederländischen Hochzeit eingeladen. Der Kommentar meines deutschen Freundes, der schon länger in den Niederlanden lebte und das Auto fuhr: „Ich hoffe, die Pakistanis machen das Essen!“
Oder auch der Unterschied zwischen begreifen und verstehen. Im Deutschen sind diese Wörter fast synonym, also gleichbedeutend. Im Niederländischen, zumindest im Standard, bedeutet verstaan, dass man jemanden etwas akustisch nicht versteht. Begrijpen bedeutet, dass man mental nicht kapiert, was jemand meint.
Wie lerne ich falsche Freunde?
Als ersten Schritt sollte man eine Liste mit falschen Freunden anfangen und sich des Themas gesondert annehmen. Auch wenn man bisher vielleicht erst ein oder zwei gesehen hat: Es kommen mehr.
Zum zweites muss man sich bewusst machen: Was genau heißt dieses Wort in der Fremdsprache, was heißt es in meiner? Suche nach Synonymen und auch nach ähnlichen Wörtern, die vielleicht nicht genau den Sinn treffen, aber in die Nähe gehören. Also neben anrufen für nl. bellen auch telefonieren, kommunizieren per Handy.
Im dritten Schritt sucht man Beispielsätze, die das Wort beinhalten, je kürzer und prägnanter desto besser. Aber nicht so kurz, dass der Satz wieder zu allgemein ist. Ik bel je für Ich rufe dich an wird wohl nicht unbedingt helfen. Ik bel je later terug ist schon besser (ich ruf dich später zurück). De telefoon bleef bellen (das Telefon klingelte lange) ist noch besser, da der Kontext mit Telefon enthalten ist.
Zeitaufwand
Auch wenn eine Nachbarsprache häufig weniger Zeit braucht: So wenig nun auch wieder nicht. Ulrike verbrachte drei Wochen in Amsterdam und hatte ein sehr intensives Programm, dass die Teilnehmer von einem Niveau irgendwo A1 auf B1 anheben sollte. B1 ist schon gut, aber natürlich nicht perfekt und wohl nie ausreichend, um in der Fremdsprache zu studieren. Somit sollte man schon 500 bis 1000 Stunden für eine Sprache kalkulieren (zum Vergleich: Ulrikes Drei-Wochen-Kurs war wohl um die 150 Stunden Unterricht und Selbststudium).
Zudem kommt es auch darauf an, ob man im Land lebt (bei Ulrike der Fall für die Zeit) oder ob man von zu Hause aus lernt und damit der Sprache wesentlich weniger ausgesetzt ist. Ich habe auf höherem Niveau mit Filmen gute Erfahrungen gemacht. Dabei muss (man MUSS) in der Fremdsprache hören und kann zum besseren Verständnis Untertitel dazu schalten (möglichst auch in der Fremdsprache).
Dann kann man den Film mehrmals gucken (wenn er gut genug ist dafür), was immer zum besseren Verständnis hilft. Wer richtig mit dem Film arbeiten möchte, sollte sich eine digitale Kopie besorgen, wo man stoppen und wiederholen kann und schwierige Passage häufig wiederholen.
Wenn man dies mit einem Sprachhelfer tut, der einem die Passage gut erklären kann, ist der Lerneffekt am größten.