Was ist Kulturschock, eine Zusammenfassung
Kulturschock ist das Ergebnis einer Konfrontation mit einer Kultur, die anders ist als die eigene, so dass ich in eine Art „Schockzustand“ verfalle. Das Wort „Schock“ kann hier irreführend sein: Viel eher handelt es sich um eine Verwirrung: bekannte, aber nicht wirklich bewusst erfasste Regeln im Alltagsleben gelten nicht mehr und man kann Ereignisse nicht einordnen, weder emotional noch rational.
Diese Verwirrung des Empfindens in einer neuen Umgebung zeigt sich meist nur unterschwellig. Sie tritt auch nicht sofort ein. Am Anfang ist man begeistert und fasziniert von der neuen Kultur: Essen, Kleidung, Architektur, Musik. Dann aber treten Probleme im Alltag auf.
Der sogenannte Kulturschock besteht aus vier Schritten:
1. Euphorie oder auch Begeisterung und Faszination.
2. Schock: Irritation, Verwirrung, Hilflosigkeit
3. Anpassung: Erste Wege aus der Verwirrung tauchen auf.
4. Überwindung: Man hat sich vollends angepasst und kommt klar.
Wie gehe ich damit um?
Drei Dinge sind besonders wichtig:
- Fragen stellen: Immer wieder fragen, am besten auch andere Leute, nicht nur die besten Freunde. Prüfen, wer die besten Antworten gibt und diese Leute als Kulturberater sehen. Immer wieder fragen, bei wichtigen Dingen, die Frage mehreren Leuten stellen und nach ein paar Wochen erneut stellen.
- Zuhören und analysieren: Genau zuhören, wenn man fragt. Was hat die Person genau gesagt, könnte sie etwas gemeint haben, was ich nicht gehört habe? Wie kann ich das Gehörte in meiner Situation interpretieren, könnte diese Interpretation auch anders aussehen? Fragen stellen, genau zuhören, die Frage und auch die Antwort hinterfragen und analysieren und gegebenenfalls wieder fragen. Vorurteile und Klischees müssen meist hinterfragt und geprüft werden.
- die Sprache lernen: Auch bei Zeitmangel ist es gut, ein wenig die Sprache zu lernen. Wenn die Zeit und die Energie da ist, sollte man hier investieren. Sprache und Kultur hängen eng zusammen.
Wie bereite ich mich vor?
Ganz konkret ein paar Hinweise:
- Eine kurze Urlaubsreise ins Land vor dem Umzug kann Wunder wirken. Man kommt als Tourist, man fährt wieder und man hat Zeit, Unterschiede zu entdecken.
- Nicht zu viel über das neue Land und die Mentalität seiner Menschen lesen und studieren. Ein wenig kann helfen, aber das meiste wird erst helfen, wenn man dort ist.
- Die Geschichte des eigenen Landes kennen, besonders in Bezug auf das Gastland.
- Sich selber kennen: Mag seltsam klingen, ist aber wichtig. Bin ich ein typischer Deutscher oder Franzose?
- Mit Freunden und Familie zu Hause über den Umzug reden und in Kontakt bleiben. Das ist heutzutage sehr einfach. Wie geht es mir? Das kann man in Rundbriefen zusammenfassen, auf einen Blog stellen oder persönlich schreiben. Je besser ich meine Erlebnisse schildern kann, desto eher habe ich sie verdaut.
- Alles, aber auch alles so unkompliziert und einfach planen und organisieren wie nur möglich! Alles was kompliziert ist, ist von Übel. Kompliziert wird das Leben von alleine, vor allem im Ausland.
Wie helfe ich anderen?
Am besten Fragen stellen, gute Fragen, und diese auch ruhig häufiger. Ansonsten gibt es folgende Voraussetzungen für gute Hilfe:
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Zeit haben
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Vorsichtig sein. Leute mit Kulturschock können empfindlich sein.
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In einer Fremdsprache noch vorsichtiger sein.
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Gemeinsamkeiten betonen
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Geduldig sein, immer wieder zuhören, evtl. sich wiederholen.
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Abwarten und optimistisch bleiben!
Was ist beim Wiedereingliederungsschock anders?
Dieser Schock ist genauso eine Verwirrung der eigenen Gefühle wie beim normalen Kulturschock. Häufig ist er noch stärker als der normale Kulturschock, und zwar aus zwei Gründen:
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Man ist weniger vorbereitet, schließlich kommt man nach Hause. Und die meisten Betroffenen waren immer im Kontakt mit Freunden und Familien im Heimatland, haben alle wichtigen Neuigkeiten mit bekommen und wähnen sich auf dem aktuellen Stand der Zeit.
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Die Umgebung hat überhaupt kein Verständnis für die eigenen Probleme: „Du bist doch jetzt zu Hause!“ ist eine normale Reaktion der Freunde, der Familie, von Bekannten.
Viele der bereits genannten Tipps gelten auch hier.
- Fragen stellen, Interesse zeigen am Erlebten der Freunde im Heimatland, nach haken und Unterschiede herausstellen
- Erlebtes im Ausland mit dem heutigen Erleben im Inland kontrastieren und versuchen, die Unterschiede zu verstehen
- Literatur über die Geschichte des eigenen Landes in den letzten Jahren kann helfen: Politik, Kultur und Zeitgeschichte.
- Gelassen bleiben, auch bei Missverständnissen.
- Zeit haben, viel Zeit haben. Der Reentry-Shock braucht mehr Zeit als ein normaler Kulturschock
- Mit Leuten reden, die ähnliche Erfahrungen haben.
Viel Erfolg!